Von Guben zur Oder
Die zweite Naturerkundungsfahrt 2019 führte uns an die Deutsch-Polnische Grenze auf den Fluss Neiße. Aufgrund dessen relativ hoher Fließgeschwindigkeit, wählten wir ihn aus, um dort mit selbst gebauten Flößen unterwegs zu sein. Als wir die Strecke zuvor im Kanadier abfuhren, um geeignete Rastplätze und gefährliche Flussstellen zu identifizieren, mussten wir jedoch unsere Pläne umstellen. Die Neiße führte so wenig Wasser, dass an den Einsatz von Flößen nicht zu denken war. So blieb uns nichts anderes übrig, als auf die bewährten Kanadier umzusteigen, da diese Boote weit weniger Tiefgang haben und manövrierfähiger als Flöße sind.
Die ausgewählte Strecke beinhaltete eine Mischung aus geschützten Naturgebieten und durch Getreideanbau geprägte Kulturlandschaften. Die Begegnung mit anderen Menschen war jedoch eher die Ausnahme. Die Schüler*innen der Klasse 5a waren der urbanen Umwelt für fünf Tage komplett entzogen. Es dauerte auch nicht lang, bis sie ihre skeptische Haltung gegenüber der Natur vergaßen. Schnell passten sich sowohl Jungen wie Mädchen den Gegebenheiten der neuen Umgebung an. Nach den ersten zwei Tagen zeigten sie Interesse an den großen und kleinen Dingen, die uns umgaben. Besonders die Insekten im Wiesengras und die kleinen Fische in Ufernähe faszinierten die Schüler*innen. Obwohl es kein motorisierten Bootsverkehr auf diesem Flussabschnitt der Neiße gibt und außer uns nur eine Gruppe Tagesausflügler aus Schweden mit Kanadier unterwegs waren, hielten sich hier wesentlich weniger Tiere auf, als es auf der Spree vor den Sommerferien der Fall war. Zudem konnten die Schüler*innen mit eignen Augen sehen, was anhaltende Hitze und ausbleibende Niederschläge zur Folge haben. Neben dem niedrigen Wasserstand der Neiße war das Getreide auf den Feldern links und rechts des Flusses sichtbar unterentwickelt. Selbst die Oder führte so wenig Wasser mit sich, dass ein Erwachsener von 1,80m bis ans polnische Ufer laufen konnte.
Neben der Naturerfahrung war erneut die Erlebnispädagogik ein tragender Bestandteil unseres Konzepts. Ziel war es, den Schüler*innen die Notwendigkeit der gegenseitigen Unterstützung bewusst zu machen. Deshalb hatten sie Aufgaben zu erfüllen, die nur in Teamarbeit erfolgreich zu bewältigen waren. Diese vorstrukturierten Situationen ergänzten die stets bestehenden Aktivitäten der alltäglichen Selbstversorgung. Das Be- und Entladen der Boote, den Auf- und Abbau des Camps sowie die Zubereitung der Speisen hatten die Schüler*innen selbst zu bewältigen. So stärkten Erfolgserlebnisse den Gruppenzusammenhalt und eine ausbleibende Beteiligung aller an elementaren Aufgaben sorgte für Spannungen innerhalb der Klasse.
Insgesamt gab es erneut viele neue Eindrücke und Erfahrungen für die Schüler*innen, die sie mit nach Hause nahmen. Eine gute Grundlage für jedes Kind, um künstlerisch die Gefühle und Gedanken in Bezug auf dieses Abenteuer zum Ausdruck zu bringen.